, Romilda 380
- Geboren: um 0570
- Ehe (1): VON FRIAUL, Gisulf (II.), Herzog vor 0590
- Gestorben: um 0610 etwa 40 Jahre alt
Allgemeine Notizen:
BIOGRAPHIE:
ROMILDA, Herzogin von Friaul, * um 570, � 610, Cividale del Friuli. - R. wird in Gesamtdarstellungen meist übergangen oder bleibt ungenannt. Ihre Herkunft ist unbekannt (die verschiedentlich behauptete Abstammung von den bayrischen Agilolfingern als Tochter Garibalds I. und Schwester Theodelindes ist nicht zu belegen); sie heiratete vor 590 Herzog Gisulf II. von Friaul, den Sohn des Langobardenherzogs Gisulf I. R. hatte acht Kinder, die Söhne Taso, Cacco, Radoald (Raduald, Rodoald) und Grimoald (Grimuald) und vier Töchter, von denen zwei mit Namen überliefert sind, Appa (oder Acca) und Gaila (die Namen der Kinder sind allerdings bayrisch: -oald, Taso, Gaila, vgl. Krahwinkler 1992, 35 A. 23. 43 A. 66). R.s Schicksal ist einerseits verknüpft mit den Raubzügen der Awaren, einem mit den Hunnen verwandten asiatischen Steppenvolk, das gegen 570 die Langobarden aus Pannonien verdrängt hatte und 610 (Jarnut 1972; andere Datierung Hartmann 1900: 630; Crivellucci 1895: 603) das Friaul überfiel, anderseits mit Machtkämpfen innerhalb der Langobarden und mit der Einmischung der byzantinischen Herrschaft. Für das Jahrzehnt 590/600 ist die Unterwerfung Gisulfs II. unter Byzanz durch einen Brief des byzantinischen Exarchen von Ravenna, Romanus, an den Frankenkönig Childebert II. bezeugt. Die Tatsache, daß die langobardischen Könige einvernehmliche Beziehungen mit den Awaren pflegten und 601 sogar einen "ewigen Frieden" schlossen, läßt vermuten, daß König Agilulf um 610 der Drahtzieher der Kriegshandlungen war, mit denen der unbotmäßige Herzog Gisulf ausgeschaltet werden sollte (Delogu 1980, Jarnut 1982, Bedina 2001, Pohl 2002). Die Langobarden verschanzten sich in Foroiulense Castrum (Forumiulii, Cividale del Friuli), der Residenz der friaulischen Herzöge, und in den umliegenden Kastellen Cormons, Nimis, Osoppo, Artegna, Ragogna, Gemona und Ipplis (oder Invillino). Nachdem Gisulf II. im Kampf gefallen war, leitete R. die Verteidigung Cividales, entschloß sich zur Übergabe der Stadt an die Awaren, als die Lage aussichtslos schien, und bot sich dem Awarenfürsten (Khagan) als Gattin an, wurde aber von diesem und seinen Kumpanen als Verräterin geschändet und durch Pfählung zu Tode gemartert. Die Stadt wurde geplündert und zerstört, Frauen und Kinder versklavt, die Männer nach Pannonien verschleppt und in einer Art Ritualmord umgebracht. R.s Söhne entkamen dem Massaker. Die beiden älteren übernahmen nach dem Rückzug der Awaren gemeinsam die Herrschaft über das Friaul, wurden aber vom byzantinischen Exarchen Gregorios 625 ermordet. Radoald wurde 642-647 Herzog von Benevent, Grimoald, sein Nachfolger 647-662, wurde König der Langobarden 662-671. Die Töchter wurden an alemannische oder bayrische Fürsten verkauft oder verheiratet. - Umstritten ist, wie weit die novellenartige Erzählung des Paulus Diaconus ins Reich der Fabel zu verweisen ist. Am weitesten geht Leicht (1953), der den Quellen jede Glaubwürdigkeit abspricht. Sagenmotive sind jedenfalls unübersehbar (Krahwinkler 1992, Pohl 2002). Historisch nicht auszuschließen ist die Pfählung, da diese grausame Art der Hinrichtung nach dem Zeugnis des byzantinischen Historikers Prokop bei den Awaren üblich war (Chiarlo 1920, verharmlost bei Sigebert von Gembloux: "an einen Pfahl gebunden"). R.s Kapitulation wurde von Paulus Diaconus und danach von den mittelalterlichen Chronisten wie Haimo von Fleury (um 1000) und Sigebert von Gembloux (um 1100) als feiger Verrat aus sexueller Gier gedeutet, wofür Pfählung die passende Strafe sei, während die neuere Forschung, die Historizität annimmt, in R. das selbstlose, nachträglich verunglimpfte Opfer sieht (Tore Barbina 1988, Priester 2004). Die Darstellung des Paulus Diaconus fand in schonungsloser Form unter dem Titel "Romhild und Grimoald der Knabe" Eingang in die Sagen und Märchen der Gebrüder Grimm (Nr. 406).
Quellen: Paulus Diaconus, Historia Langobardorum, 4,27-48: MGH scr. rer. Lang. 125-136; - Haimo von Fleury, Historia Francorum (um 1000) 4,5: Migne, PL 139, 770; - Sigebert von Gembloux, Chronicon (um 1100), ann. 614: Migne, PL 213, 484; - Romanus an Childebert II.: Migne, PL 71, 1171; MGH Epp 3, 147f; Epistulae Austrasiacae 41,3, ed. W. Gundloch, CChr 117 (1957) 462f.
Lit.: A. Crivellucci, Dei primi duchi longobardi del Friuli, in: A. Crivellucci (Hrsg.), Studi storici, Torino 1895, 59-61; - L. M. Hartmann, Geschichte Italiens im Mittelalter, II/1, Römer und Langobarden bis zur Theilung Italiens, Leipzig 1900 (Reprint Hildesheim 1969), 210f ; - B. Chiurlo, Romilda: studio di leggenda, in: Nuovo archivio veneto, 3a ser., 40, 1920, 98-147 (die einzige ausführliche Studie; 121-147 Rezeptionsgeschichte); - P. S. Leicht, Il ducato friuliano nel racconto di Paolo Diacono, in: Memorie storiche Forogiuliesi 25, 1929, 111-114; - Ders., Breve storia del Friuli, Udine 19302, 54f; - Ders., Paolo Diacono e gli altri scrittori delle vicende d'Italia nell'età carolingia, in: Atti del 2o congresso internazionale di studi sull'alto medioevo: Grado, Aquileia, Gorizia, Cividale, Udine, 7-11 settembre 1952, Spoleto 1953, 57-75; - P. Goubert, Byzance avant l'Islam, 2: Byzance et l'Occident sous les successeurs de Justinien, 1: Byzance et les Francs, Paris 1955, 195-202; - J. Jarnut, Prosopographische und sozialgeschichtliche Studien zum Langobardenreich in Italien: 568-774 (Bonner historische Forschungen, 38), Bonn 1972, 354f; - Ders., Geschichte der Langobarden, Stuttgart 1982, 37f. 45f (= Storia dei langobardi, Torino 1995); - A. Avenarius, Die Awaren in Europa, Amsterdam 1974, 122; - P. Paschini, Storia del Friuli, 1, Dalle origini alla metà del duecento, Udine 19753 (1934), 121-123; - S. Gasparri, I duchi longobardi (Istituto storico italiano per il medio evo. Studi storici, 109), Roma 1978, 66f ; - P. Delogu, Longobardi e bizantini, in: G. Galasso (Hrsg.), Storia d'Italia, 1, Torino 1980 (Reprint 1991), 28. 37-39; - M. Brozzi, Il ducato longobardo del Friuli (Pubblicazioni della Deputazione di Storia Patria per il Friuli, 6), Udine 19812, 30f; - T. Miotti, Le fortificazioni in Friuli dalle origini al tardo medioevo, in: Ders. (Hrsg.), Castelli del Friuli, 7, I sette castra di Paolo Diacono ed altri studi castellologici, Udine 1988, 83f; - M. Tore Barbina, La condizione femminile da documenti friuliani dell'età dei castelli, in: T. Miotti (Hrsg.), Castelli del Friuli, 7, I sette castra di Paolo Diacono ed altri studi castellologici, Udine 1988, 132f. 152-154 Anm. 1-12; - H. Krahwinkler, Friaul im Frühmittelalter: Geschichte einer Region vom Ende des fünften bis zum Ende des zehnten Jahrhunderts (Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, 30), Wien 1992, 35-54 (umfassende Bibliographie 327-387); - W. Pohl, Paulus Diaconus und die "Historia Langobardorum", in: A. Scharer / G. Scheibelreiter (Hrsg.), Historiographie im frühen Mittelalter: Symposium in Zwettl vom 22. bis 24. März 1993 (Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, 32), Wien 1994, 375-405; - Ders., Die Awaren: ein Steppenvolk in Mitteleuropa, 567-822 n.Chr., München 20022, 196. 239f; - V. Dreosto, Autonomia e sottomissione in Friuli: gestione dei poteri e dualismo politico dal sec. VI al trattato del 1756, Udine 1997, 17f. 24f; - L. Gatto, Città e vita cittadina nella Historia Langobardorum di Paolo Diacono, in: P. Chiesa (Hrsg.), Paolo Diacono: uno scrittore fra tradizione longobarda e rinnovamento carolingio: atti del Convegno internazionale di studi, Cividale del Friuli, Udine, 6-9 maggio 1999 (Libri e biblioteche, 9), Udine 2000, 191f; - K. Priester, Geschichte der Langobarden: Gesellschaft, Kultur, Alltagsleben, Stuttgart 2004, 121; - J. H. Zedler, Großes vollständiges Universal-Lexicon 32 (1742) 737; - LMA 4 (1989) 1116 (W. Störmer, s.v. Garibald); 1 (1980) 207f (W. Störmer, s.v. Agilolfinger); 1 (1980) 1696f (R. Christlein; s.v. Bayern); - DBI 56 (2001) 631-633 (A. Bedina, s.v. Gisulfo, grundlegend); 16 (1973) 44-46 (P. Bertolini, s.v. Cacco); 59 (2002) 668-673 (A. Bedina, s.v. Grimoaldo).
Bruno W. Häuptli
Romilda heiratete Herzog Gisulf (II.) VON FRIAUL, Sohn von Gisulf (I.) VON FRIAUL und Unbekannt, vor 0590. (Herzog Gisulf (II.) VON FRIAUL starb im Jahr 0610.). Die Ursache seines Todes war gefallen.
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