VON SACHSEN, Liudolf, Graf 377
- Geboren: 0805 oder 0806
- Ehe (1): Oda, Gräfin im Jahr 0825-0830
- Gestorben: 11 oder 12. März 0866 im Alter von 61 Jahren
- Bestattet: Kloster Brunshausen, Brunshausen, Bad Gandersheim, Landkreis Northeim, Niedersachsen
Allgemeine Notizen:
BIOGRAPHIE:
Glocker Winfrid: Seite 254-257 ************* "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"
Liudolf --------- * c 805/20, + 866 III 12
Graf, "dux Orientalium Saxonum"
oo c 825/35 Oda, Tochter des fr¤nk. "princeps" Billung und der Aeda 805/06, + 913 V 17
Wenn man sich in den Quellen auf die Suche nach den Ahnen König HEINRICHS I. begibt, so findet man als frühesten Vorfahren den sächsischen Graf und "dux" Liudolf, den wir in Anlehnung an die Charakterisierung "dux Orientalium Saxonum" (Agius v. Corvey, Vita Hathumodae c. 2, SS IV 167) in Zukunft zur Unterscheidung von namensgleichen Angehörigen der OTTONEN-Familie Liudolf dux nennen wollen. Nach diesem Liudolf dux führen die OTTONEN, insbesondere die frühen Ahnen OTTOS DES GROSSEN, auch den Sippennamen LIUDOLFINGER, weil Liudolf einer der Leitnamen der Familie ist (vgl. zu den Leitnamen Krüger, Grafschaftsverfassung S. 17- 20): Liudolf dux ist der sog. "Spitzenahne" und "Stammvater" der OTTONEN-Dynastie und so für die Sippe namensgebend geworden; zu der Problematik, wie Adelssippen des früheren Mittelalters zu benennen sind, vgl. Schmid, Bemerkungen passim. Außer der oben zitierten Belegstelle bei Agius von Corvey kennen wir den Liudolf dux aus der Sachsengeschichte des Widukind von Corvey I c. 16, S. 25 f.; doch ist das Wissen Widukinds über die frühen LIUDOLFINGER bereits sehr fehlerhaft, wie die (absichtliche?) Verwechslung des Gemahls der Liutgard, einer Tochter des Liudolf dux, zeigt, wo Widukind (falsch) König Ludwig das Kind an Stelle von (richtig) König Ludwig der Jüngere hat. Weiter ist Liudolf in den Primordia coenobii Gandeshemensis der Nonne Hrotsvith von Gandersheim v. 5 ff. bezeugt. König OTTO I. nennt in den beiden Urkunden für Gandersheim D O I. 89 und 180 seinen "proavus" Liudolf, dessen Gemahlin Oda und zwei ihrer Söhne, die "duces" Brun und Otto. Die weiteren Belege zum Liudolf dux und seiner Gemahlin Oda sind zusammengestellt bei Krüger, Grafschaftsverfassung S. 67. Unseres Liudolfs Geburtsjahr kennen wir nicht, doch lassen sich zwei Überlegungen anstellen, um es ungefähr zu bestimmen. Aus der Angabe bei Hrotsvith, Primordia v. 575, Liudolfs Gemahlin Oda sei im Alter von 107 Jahren verstorben, können wir unter Kenntnis Todesjahres für Oda das Geburtsjahr 805/06 errechnen. Wem dieses Ergebnis zu legendenhaft hoch erscheint, der muß darauf hingewiesen werden, dass wir das Geburtsjahr einer Tochter unseres Paares, der Äbtissin Hathumod von Gandersheim, mit 840 (vgl. II,6) kennen, und Oda somit zumindestens c 820/25 zur Welt gekommen sein muß. Nehmen wir aber das Geburtsjahr 805/06 für Oda als zutreffend an, und bedenken wir weiter, daß Ehegatten in der Regel häufig in etwa gleichaltrig sind, so dürfen wir das Geburtsjahr des Liudolf dux im ersten Jahrzehnt des 9. Jahrhunderts vermuten. Liudolf hätte dann ein Alter von etwa 60 Jahren erreicht. So rechnete Hömberg, Comitate S. 122 mit Anm. 353, vom Geburtsjahr König HEINRICHS I. (c 876) zurück zur Geburtszeit der Söhne des Liudolf dux (840-er Jahre) und ermittelte für Liudolf selbst eine ungefähre Geburtszeit c 815. Vgl. hierzu auch den Nachtrag auf Seite 395. Die Belege für das Todesjahr sind bei Dümmler Bd. 1, S. 371, Anm. 3, und bei Waitz S. 10 mit Anm. 3 zusammengestellt. Der Todestag Liudolfs ist genannt in den Nekrologen von Weißenburg und Gandersheim, vgl. Althoff, Zeugnisse S. 401 (Nr. 18 mit Anm. 7). Für die Eltern, Großeltern usw. des Liudolf dux ist keine gesicherte Quellenbasis zu erreichen. In der Sekundärliteratur wurde häufig die Vermutung geäußert, in dem zum Jahr 775 in den Annales regni Francorum, S. 42, genannten Führer der Engern namens Brun und in dem um 800 als Schenker an das Kloster Fulda auftretenden "Liutolf comes de saxonia" (Dronke, Trad. Fuld. c. 41, Nr. 14) seien Vorfahren unseres Liudolf dux zu sehen. Doch außer den Leitnamen deutlich liudolfingischer Prägung ließen sich keinerlei stützende Argumente vorbringen. Bereits den Historiographen des 10. Jahrhunderts, Widukind von Corvey und Hrotsvith von Gandersheim, dürfte nichts mehr über die Vorfahren des Liudolf dux bekannt gewesen sein. Mit Althoff, Adelsfamilien S. 142, vermuten wir den Grund für den Verlust des Wissens in der Tatsache, daß das Kloster Gandersheim in dieser Frühzeit der liudolfingischen Familie deren Gedenktradition betreute; doch setzte die Memoria offenbar erst mit dem Klostergründer, unserem Liudolf dux, ein. Wenn uns der Gandersheimer Priester Eberhard des 12. Jahrhunderts in seiner Reimchronik 1 c. 2, S. 7, einen Brun als Vater des Liudolf dux nennt, so dürfen wir hier kein lokales und damit verläßliches Wissen sehen, sondern nur eine frühe gelehrte Konstruktion; der Brun Eberhards ist der Nonne Hrotsvith von Gandersheim nämlich v¶llig unbekannt, obwohl sie dieser fiktiven Gestalt zeitlich näher steht und diese somit besser kennen müßte als der Priester Eberhard. Das Dunkel um die Ahnen der Sachsenkaiser hat schon das Mittelalter zu Spekulationen gereizt. Die späte Gandersheimer Tradition kennt beispielsweise den Namen der Mutter des Liudolf dux mit Susanne (vgl. Hüsing, Genealogie S. 12). Weitere Kombinationen zu den Urahnen der OTTONEN hat Waitz im Exkurs I, S. 179-189, gesammelt. Die moderne Forschung äußerte immer wieder die Vermutung, die LIUDOLFINGER des 9. Jahrhunderts ständen mit den EKBERTINERN (nach einem anderen Leitnamen auch COBBONEN genannt) in verwandtschaftlicher Beziehung. Bei diesen EKBERTINERN handelt es sich um die Nachkommenschaft eines Vertrauten KARLS DES GROSSEN namens Ekbert. Dieser pflegte eine vornehme Dame, die heilige Ida, durfte sie schließlich heiraten und erhielt von KARL DEM GROSSEN in einem Teil Sachsens eine herzogliche Stellung übertragen (vgl. zu diesen Zusammenhängen Krüger, Grafschaftsverfassung S. 77 f., Hlawitschka, Herkunft S. 147- 150, sowie den Forschungsstand referierend Jakobi, Nachkommen passim). Hömberg, einer der besten Kenner der sächsischen Grafschaftsverfassung in der Zeit des 9. Jahrhunderts, sah Comitate S. 122 ff. in diesem Ekbert, dem Vertrauten Kaiser KARLS DES GROSSEN, und seiner Gemahlin Ida die direkten Großeltern des Liudolf dux. Diese Ansicht begründete er mit dem Besitz des alten Könighofes Herzfeld, den man zuerst in den Händen Ekberts nachweisen kann, und der sich dann in Händen Herzog Ottos des Erlauchten, des Sohnes unseres Liudolf dux findet. Doch hat Hömberg übersehen, daß die skizzierte Besitzfolge bei dem Königshof Herzfeld nicht unbedingt durch Erbfolge bewerkstelligt sein muß, sondern auch auf dem Weg der Belehnung erfolgt sein könnte. Da aber der Name "Ekbert" unter dem Namensgut, das wir bei den Kindern des Liudolf dux finden, entgegen einer früheren Vermutung nicht nachgewiesen werden kann (vgl. dazu II,3), können wir eine agnatische Verwandtschaft zwischen den LIUDOLFINGERN und EKBERTINERN mit Sicherheit ausschließen. Ein verwandtschaftlicher Konnex muß aber bestanden haben, da sich der Name Liudolf unter den Ekbert-Kindern findet. Kohl, Typologie S. 124, vermutet, diese Verwandtschaft könne durch eine gemeinsame verwandtschaftliche Beziehung beider Familien zu den IMMEDINGERN, derjenigen Sippe, der die Königin Mathilde entstammte, vermittelt worden sein. Metz, Abstammung S. 272 ff., lehnt eine Verwandtschaft zwischen EKBERTINERN und LIUDOLFINGERN allerdings ab, während Hlawitschka, Herkunft S. 151- 160, eine cognatische Beziehung für wahrscheinlich hält. Es sei hier noch abschließend auf den letzten Versuch in der neueren Forschung hingewiesen, in der agnatischen Reihe bei den Ahnen der OTTONEN-Kaiser über den Liudolf dux noch weiter zurückzukommen. Der Rechtshistoriker Karl August Eckhardt hat im Zusammenhang mit seiner Wiederveröffentlichung der Corveyer Traditionen (Studia Corbeiensia, hier Bd. I, S. 140- 155 und 170-173) durch die Umstellung und damit verbundene Umdatierung zweier Traditionsnotizen nachzuweisen versucht, daß unser Liudolf dux der Sohn eines Asic/Adalric und dessen zweiter Gemahlin, einer ebenfalls in dem Traditionsregister bezeugten Ida, gewesen sei. Darüber hinaus versah Eckhardt den Liudolf dux mit einer Reihe bisher unbekannter Geschwister und ebenfalls bisher noch unbekannter Vorfahren. Der sehr komplexe Beweisgang Eckhardts ist jedoch zu verwerfen, wie Hlawitschka, Herkunft S. 108-119, gezeigt hat. Mit einiger Sicherheit können wir allerdings zu den agnatischen Vorfahren der Sachsen-Kaiser mit Goetting, Anfänge S. 18-23, festhalten, daß bereits der Vater und der Großvater Liudolfs in Brunshausen (östlich von Gandersheim) eine Klostergründung vorgenommen hat. Namen sind jedoch nicht zu ermitteln. In diesem Zusammenhang macht Goetting nun auf zwei Güterschenkungen aus Gandersheim an Fulda aufmerksam, die c 780- 802 und c 802- 817 von einem gewissem Adolf bzw. von einem Buno (!) vorgenommen wurden. Die Besitzverankerung in Gandersheim, wo Liudolf bald nach der Mitte des 9. Jahrhunderts sein berühmtes Kloster einrichtete, macht es sehr wahrscheinlich, daß wir in Adolf und Buno frühe Mitglieder der LIUDOLFINGER-Familie vor uns haben. Zur Amtsstellung Liudolfs: unser Liudolf dux ist bei Agius von Corvey, Vita Hathumodae c. 2, SS IV 167, als "dux Orientalium Saxonum" charakterisiert. Hrotsvith nennt ihn Primordia coen. Gandeshem. v. 4 f. "dux Saxonum"; die gleiche Bezeichnung verwendet das D O I. 189. Weitere Belege zur Amtsstellung hat Krüger, Grafschaftsverfassung S. 67, zusammengestellt. Die Communis opinio der neueren Forschung geht dahin, in der Zuschreibung der Stellung eines "dux" an Liudolf eine Rückprojektion aus der machtvollen Position der zur Königs- und Kaiserwürde aufgestiegenen LIUDOLFINGERdes 10. Jahrhunderts zu sehen: man könne für Liudolf aber durchaus eine markgräfliche Position annehmen; vgl. Fleckenstein, Reich S. 224, und Giese in NDB Bd. 14, S. 718. Die Eltern von Liudolfs Gemahlin Oda waren nach den Angaben bei Hrotsvith, Primordia coen. Gandeshem. v. 21-24, der fränkische "princeps" Billung und dessen Gemahlin Aeda. Billung mag aus einer fränkischen Nebenlinie der BILLUNGER stammen (deren sächsischer Zweig im 10. Jahrhundert zur sächsischen Herzogswürde aufgestiegen ist) (vgl. Krüger, Grafschaftsverfassung S. 79- 82), während der Name Aeda auf das Haus der KONRADINER hindeutet, zu deren Namensgut auch der Name "Otto" geh¶ren könnte. Die Thesen Frieses, Adel S. 108-114, Oda sei auf Grund der Namensgebung bei ihren Kindern und Enkeln der Familie der ROBERTINER zuzurechnen, hat nicht überzeugt. Friese geht in seiner Arbeit von festen Regeln der Namensvergabe aus, die so nicht existiert haben und somit auch nicht zur Grundlage der Argumentation gemacht werden dürfen. Vgl. zum Buch von Friese die Rezension von Mathias Werner in DA 36, 1980, S. 630 ff. Die Überlegungen, die uns zur Angabe für das Geburtsjahr der Oda geführt haben, sind bereits oben S. 254 zusammen mit den Belegstellen angeführt worden. Das Sterbejahr ist bezeugt im Nekrolog von Gandersheim, das Sterbejahr ergibt sich aus der Angabe in Hrotsviths Primordia coen. Gandeshem. v. 568 ff., Oda habe noch die Geburt ihres Urenkels, des späteren König und Kaiser OTTOS DES GROSSEN, erlebt. Vgl. zum Sterbedatum auch Coetting, Gandersheim S. 375, sowie Althoff, Zeugnisse S. 402 (Nr. 31).
Liudolf Graf von Sachsen (844-866) --------- ca 805/20-12.3.866
Sohn eines Grafen Brunhart (Brun?)
LIUDOLF --------------- * c 805/20, + 866 III 12
Schwennicke Detlev: Tafel 10 ***************** "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"
LIUDOLF -------------- + 11. III 866
Begraben: Brunshausen
Graf, gründet 852 Abtei Gandersheim (zuerst in Brunshausen)
oo ODA * 805/06, + 17.V 913
Tochter des princeps Billung und der Aeda
Thiele, Andreas: Tafel 11 ************* "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"
LIUDOLF -------------- * um 806, + 866
Liudolfs Familie gehörte neben den BILLUNGERN und der Familie Widukinds zu den angesehensten sächsischen Sippen und war eventuell gleichen Stammes wie das Haus QUERFURT-MANSFELD. Er war verwandt mit Herzog Brun von Engern und wurde in verschiedenen Quellen "Herzog der Ostsachsen" genannt. Daraus können wir aber mit einiger Sicherheit nur folgern, dass Liudolf im Kriege gegen die Normannen und Slawen das Aufgebot des östlichen Sachsen anführte. Daß er in Friedenszeiten an der Spitze dieses Gebietes stand, ist unwahrscheinlich, denn König Ludwig der Deutsche übte selbst noch Herrschaftsrechte in Sachsen aus. Zentren seines Besitzes waren Seesen-Gandersheim, Grone-Pöhlde/Eichsfeld, Werla-Lutter, Calbe-Magdeburg-Barby; auch im Bardengau um Lüneburg hatte er Besitz. Von der Lage seines Besitzes im sächisch-slawischen Grenzraum rührte die Vormacht als Grenzwächter in markgräflicher Position gegen die Slawen und Normannen. Er führte viele Kriege gegen sie und baute seine Hausmacht aus. Liudolfgründete auf seinem im westlichen Harzvorland, dem Leinegebiet gelegenen Besitz, mit seiner Gemahlin um 850 einen Kanonissenkonvent, der zunächst in Brunshausen untergebracht wurde, wo bereits sein Großvater und sein Vater vor 828 eine Eigenkirche dotiert hatten. Erst 881 fand der Konvent im nahen Gandersheim sein endgültiges Domizil. Liudolf trat früh in den Dienst Ludwigs des Deutschen und wurde als Graf oder Herzog in Ostfalen bezeichnet. Gegen die Dänen hatte er den Oberbefehl über das gesamte sächsische Heer inne. Sein Besitz war von Ostfalen über Engern und Westfalen (Dreingau) verstreut. Nicht weniger als fünf von den Töchtern Liudolfs nahmen den Schleier, einer seiner Söhne trat in das Kloster Lamspringe ein. Da Ludwig der Deutsche Sachsen größtenteils sich selbst überließ, da er anderweilig dringend beschäftigt war, konnte Liudolf seine Position bedeutend ausbauen.
oo ODA, Tochter des Grafen Billung I + 913
Althoff Gerd: Seite 16-19 *********** "Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat."
Der Großvater des ersten ottonischen Königs ist der älteste sicher bekannte Angehörige dieses Geschlechts. Es handelt sich um den Grafen Liudolf, der erst von späteren Autoren als Herzog der Ostsachsen (dux orientalium Saxonum) oder gar als Herzog der Sachsen (dux Saxonum) bezeichnet wurde. Der Aufstieg dieser LIUDOLFINGER zum Königtum im ostfränkischen Reich, den man als Protobeispiel einer rapiden Familienkarriere bezeichnen kann, vollzog sich im Kontext des gelungenen Integrationsprozesses der besiegten Sachsen in das karolingische Reich, eines Vorgangs, der das sächsische Selbstverständnis noch lange beeinflußte. Verheiratet war Liudolf mit Oda, die aus fränkischem Hochadel stammte. Mit dieser Heirat waren Vorgaben umgesetzt worden, die sich schon in den Reichsteilungsordnungen KARLS DES GROSSEN und LUDWIGS DES FROMMEN von 806 und 817 finden: Die Großen der Völker des Frankenreiches sollten untereinander Ehebündnisse schließen, damit so Friede und Eintracht gefördert würden. Die Eltern Odas waren der fränkische princeps Billing und seine Gemahlin Aeda. Außer ihren Namen ist von diesen fränkischen Adligen jedoch nichts bekannt. Vom Grafen Liudolf und seiner Gemahlin Oda weiß man ein wenig mehr, doch keineswegs genug, um eine auch nur einigermaßen zusammenhängende Geschichte der 'Anfänge' des ottonischen Geschlechts zu schreiben. Der Eintritt der LIUDOLFINGER, wie wir die Vorfahren der OTTONEN gewöhnlich nennen, in die Geschichte wird vor allem faßbar durch ihre Aktivitäten zur Gründung eines Frauenklosters: Gandersheim. Zu diesem Zwecke reiste der Graf Liudolf und seine Gemahlin Oda 845746 immerhin nach Rom. Dort erhielten sie in mehrfacher Hinsicht Unterstützung von Papst Sergius II., denn dieser erteilte einen Altersdispens für die minderjährige Tochter Hathemod, so daß diese die Äbtissinnenwürde in der geistlichen Gemeinschaft bekleiden konnte. Darüberhinaus schenkte der Papst den LIUDOLFINGERN Reliquien der heiligen Päpste Anastasius und Innocenz I. Romreise und Klostergründung aber sind ewichtige Indizien auch für die Einordnung der LIUDOLFINGER in die politischen und herrschaftlichen Kräfteverhältnisse Sachsens im 9. Jahrhundert. Voraussetzungen solcher Gründungen ist gewiß, daß die herrschaftliche Stellung der Gründer eine weitgehende Konsolidierung erfahren hatte. Die Forschung hat denn auch eine Reihe von Indizien zusammengetragen, die mit einiger Sicherheit darauf deuten, daß schon der Vater und Großvater des Grafen Liudolf im Raum der Gandersheimer Mark über Amt, Besitz und Herrschaftsrechte verfügten. Doch hat die 'Erinnerung' der liudolfingisch-ottonischen Familie diese Vorfahren nicht bewahrt, sondern sie läßt die Geschichte des Geschlechts mit dem 'Stammvater' Liudolf beginnen. Der 'Stammvater' Liudolf verstarb im Jahre 864 oder 866. Die Meldung seines Todes verbindet eine alemannische Quelle mit der Einordnung unter die Reichsfürsten (regni principes), eine lothringische mit der Auszeichnung als vir magnificus. Allem Anschein nach hat die Weitergabe von Ämtern, Lehen und Besitz an seinen ältesten Sohn Brun oder auch an beide Söhne, Brun und Otto, keinerlei Schwierigkeiten mit sich gebracht. oo Oda, Tochter des Grafen Billung und der Aeda (aus fränkischem Geschlecht) 805/06-17.5.913 Kinder:
Brun ca 830/40-2.2.880
Otto der Erlauchte ca 830/40-30.11.912
Liutgard ca 840/50-30.11.885
867 oo Ludwig III. der Jüngere 835-20.1.882
Hathumod Äbtissin von Gandersheim (852-874) 840-29.11.874
Gerberga 2. Äbtissin von Gandersheim (874-897) ca 840/50-5.11.896/97
Christina 3. Äbtissin von Gandersheim (897-919) 840/50-1.4.919/20
Thankmar ins Kloster eingetreten - früh verstorben
Enda - vor 874
oo (Lothar) -2.2.880 gefallen
Bekannte Ereignisse in seinem Leben waren:
• Beruf: Graf von Sachsen, 0844-0866.
Liudolf heiratete Gräfin Oda, Tochter von Graf Billung und Aeda, im Jahr 0825-0830. (Gräfin Oda wurde geboren im Jahr 0805-0806 und starb am 17. Mai 0913.)
|