, Widukind, Herzog 377
- Geboren: um 0755
- Ehe (1): VON HAITHABU, Geva (Gera), Herzogin im Jahr 0782
- Gestorben: 7. Jan. 0807, Engern, Sachsen etwa 52 Jahre alt
- Bestattet: Engern (Kirche)
Allgemeine Notizen:
BIOGRAPHIE:
Widukind Herzog von Engern ------------ um 755-7.1.807 (oder nach 825 Althoff) Enger
Begraben: Kirche Enger
Sohn des N.N.
Lexikon des Mittelalters: Band IX Spalte 74 ******************** Widukind, westfälischer Adliger ------------
777-785 Führer des sächsischen Widerstands gegen die fränkische Expansion unter KARL DEM GROSSEN. Die spärlichen zeitgenössischen Nachrichten über Widukind, aus der Perspektive der fränkischen Sieger im Urteil negativ ("rebellis", "perfidus"), stehen im auffallenden Gegensatz zur breiten späteren mittelalterlichen Traditions- und Mythenbildung (dynastische Anknüpfung, Heroisierung, Ansätze einer Kulttradition an der [vermeintlichen?] Grablege Enger) wie zur neuzeitlichen Stilisierung Widukinds als Prototyp des sächsisch-germanischen Helden. Erstmals wird Widukind 777 erwähnt ("unus ex primoribus Westfalorum"), als er, angeblich als einziger führender Sachse, nicht auf dem Hoftag KARLS in Paderborn erschien und zum Dänen-König Siegfried flüchtete; in Widukinds Umgebung ragt sein 'gener' Abbi(o) hervor. Im Gegensatz zu den sächsischen Adligen, welche die Frankisierung durch Annahme der Taufe und Aufstieg im Königsdienst mit trugen, führte Widukind die sächsisch-heidnische Opposition und errang 778, dem Jahr des verlustreichen spanischen Feldzugs KARLS, militärische Erfolge gegen fränkische Verbände, um dann für drei Jahre zu verschwinden. 782 blieb Widukind erneut einer Versammlung an den Lippequellen fern und organisierte im Gefolge fränkischer Maßnahmen zur stärkeren Einbindung Sachsens ("Capitulatio de partibus Saxoniae", Ernennung von Grafen) den Widerstand, der in der Schlacht am Süntel einen bedeutenden Erfolg über die Franken erzielte und auch durch KARLS Strafgericht in Verden nicht gebrochen wurde. Widukindskonkrete Rolle bei den militärischen Auseinandersetzungen bleibt freilich dunkel (783 Schlachten bei Detmold und an der Haase). 784 ging er ein Bündnis mit den Friesen ein, doch konnte sich KARL 784/85 in Winterfeldzügen durchsetzen und Widukind und Abbi ins Gebiet nördlich der Elbe verdrängen. Im Bardengau wurde 785 ihre Unterwerfung unter KARL mit Zusicherung der Unverletztlichkeit/Straffreiheit (Annales regni Francorum: "in laesi"; Annales q. d. Einhardi: "inpunitatis sponsio") und fränkische Geiselstellung förmlich verabredet, besiegelt in der Annahme der christlichen Taufe durch Widukindund seine Gefährten in de karolingischen "Festpfalz" Attigny. Obwohl die Sachsenkriege KARLS in Schüben noch bis 804 andauerten, verdeutlichten die Reichsannalen mit ihrer Notiz, damals sei ganz Sachsen unterworfen worden, die führende Rolle Widukinds der sächsischen Opposition. Indem KARL in Attigny als Taufpate fungierte und den Täufling durch wunderbare Geschenke ehrte, übernahm er Verpflichtungen zur christlichen Unterweisung und trat in eine geistliche Verwandtschaft mit Widukindein (Angenendt), die dem Ausgleich von 785 den Charakter eines politischen Bündnisses verlieh und entscheidende Unterschiede zur Behandlung anderer Gegner wie König Desiderius oder Herzog Tassilo III. deutlich machte. Ob Widukinds sofortiges Verschwinden aus den Quellen die Tragfähigkeit der Abmachungen wie eventuell die Übernahme einer Amtsträgerfunktion in Sachsen unterstreicht oder nur durch den (zwangsweisen?) Eintritt ins Kloster Reichenau erreicht wurde, kann nicht sicher entschieden werden, weil die ansprechende Identifizierung eines Reichenauer Mönchs Widukind mit dem Sachsenführer (Althoff) bestritten wird (Freise, Balzer). Die (spätere, fehlerhafte) Tradition lokalisierte das Grab Widukinds in Enger, wo man um 1100 seine Grabplatte mit Umschrift fertigte und einen Widukind-Kult propagierte. In die dortigen Bemühungen fügte sich ein Besuch Kaiser KARLS IV. 1377 ein, der freilich eher der Verehrung KARLS DES GROSSEN als der Memoria Widukindsgalt. Widukindwar in der schriftlichen Überlieferung (seit dem 9. Jh. bemüht um die Bewältigung des Traumas von fränkischer Eroberung und Zwangschristianisierung) längst zur sagenhaften Figur, zum Grafen, Herzog, gar König der Sachsen, geworden, schließlich zum Stammvater europäischer Herrscherhäuser. Das Bewußtsein der Herkunft von Widukind, erstmals Mitte des 9. Jh. für den Sohn Wikbert und den Enkel Waltbert im Zusammenhang mit der Fundation Wildeshausen formuliert, in der Sachsengeschichte seines vermutlichen Nachfahren Widukind von Corvey auf Königin Mathilde und damit auf das ottonische Königshaus bezogen, blieb freilich bei den Nachkommen (Schmid) unterschiedlich präsent und bedarf noch genauerer Analyse. Der Name Widukind war im frühen Mittelalter weder Leitname seines Geschlechts noch sonderlich beliebt, was den differenzierten Umgang mit dem (heidnischen) Sachsenführer kennzeichnet. Erst mit zunehmendem zeitlichen Abstand wurde das Bekenntnis zu Widukind immer populärer, dann aber in Zusammenhängen, die eher die Instrumentalisierung von Geschichte als die frühmittelalterlichen Befunde kennzeichnen.
Quellen: ---------- Annales regni Francorum, ed. F. Kurze, MGH SRG (in us. schol. 6), 1895, 48-71.
Literatur: ---------- ADB 42, 364-369 - S. Abel-B. v. Simson, JDG K. d Gr. I, 1888, 270-509 - RI I, 211a-268i - E. Rundnagel, Der Mythos vom Hzg. W. HZ 155, 1937, 233-277, 475-505 - H. Hartwig, W. in Gesch. und Sage, I, 1951 - K. Schmid, Die Nachfahren W.s, DA 20, 1964, 1-47 - Die Eingliederung der Sachsen in das Frankenreich, hg. W. Lammers, 1970 - M. Last, Der Besuch Karls IV. am Grabmal W.s in Enger, BDLG 114, 1978, 307-341 - Die Ausgrabungen in der Stiftskirche zu Enger, I, 1979 - H.-D. Kahl, Karl d. Gr. und die Sachsen (Politik, Gesellschaft, Geschichtsschreibung, hg. H. Ludat-R. Schwinges, 1982), 49-130 - Westfäl. Gesch., I, hg. W. Kohl, 1983, 298ff. [E. Freise] - G. Althoff, Der Sachsenhz. W. als Mönch auf der Reichenau, FMASt 17, 1983, 251-1279 - A. Angenendt, Ks.herrschaft und Kg.staufe, 1984, 207-212 - E. Freise, W. in Attigny (1200 Jahre W.s Taufe, hg. G. Kaldewei, 1985), 12-45 - K. Schmid, Zum Q.nwert der Verbrüderungsbücher v. St. Gallen und Reichenau, DA 41, 1985, 356ff. - H. Hauck, Karl als neuer Konstantin 777 [Exkurs v. G. Müller, Der Name W.], FMASt 29, 1986, 513-540 - R. Köhn, Kirchenfeindl. und antichristl. MA-Rezeption im völk.-nationalsoz. Geschbild: die Beispiele W. und Stedinger (MA-Rezeption, hg. P. Wapnewski, 1986), 581-609 - M. Balzer, W. Sachenhzg. - und Mönch auf der Reichenau?, Westfäl. Heimatbund. Rundschreiben 11-12, 1987, 1-6 - H. Beumann, Die Hagiographiie "bewältigt", Unterwerfung und Christianisierung der Sachsen durch Karl d. Gr. (Ders., Ausgew. Aufsätze, 1987), 289-323.
Westfälischer Adliger
Widukind war der Anführer der Sachsen im Kampf gegen die Franken und das Christentum, unterlag KARL DEM GROSSEN und ließ sich 785 in Attigny taufen, wobei KARL sein Taufpate war. Über die Zeit danach gibt es keine gesicherte Überlieferung, wobei aber sehr wahrscheinlich ist, dass er anschließend auf der Reichenau in Klosterhaft gehalten wurde. König HEINRICHS I. Frau Mathilde stammte von Widukind ab. Königin Mathilde, die Gemahlin HEINRICHS I. und Ur-Ur-Enkelin Widukinds, gründete in den Jahren 947/48 das Stift Enger.
Krüger, Sabine: Seite 90-95 ************* "Studien zur Sächsischen Grafschaftsverfassung im 9. Jahrhundert"
Quellen zur Genealogie der WIDUKINDE
a) Widukind, unus e primoribus Westfalorum (Einh. Ann. 777, MG. SS. I, p. 157; Ann. Lauriss., p. 156 und 158; Ann. Lauriss. minor; Ann. Einhard. Fuld., MG.. SS. I, p. 349; Ann. Lauriss. maj.); Aufstand 782 (Einh. Ann.); Unterwerfung 785 (Einh. Ann. MG. SS. I, p. 167) (Ann. Quedlinburg., MG SS. III, p. 38; Fragm. Vindob., MG. SS. XIII, p. 31); dux Saxonum (vita S. Liutgeri I, c. 18, MG. SS. XV, p. 284); comes vel dux (Synode zu Koblenz 922, Jb. Heinrich I., p. 65, Anm. 4.
782 oo Geva (Gera), Tochter des Dänen-Königs Siegfried - Kinder:
Wigbert - 827
Bruno -
Bekannte Ereignisse in seinem Leben waren:
• Beruf: Herzog von Engern.
Widukind heiratete Herzogin Geva (Gera) VON HAITHABU, Tochter von König Siegfried VON DÄNEMARK und Unbekannt, im Jahr 0782.
|